Fakten und Zeitangaben zur
menschlichen Entwicklung
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Tag 23 (1. Monat, 4. Woche, Stadium 10)
10 – 13 Ursegmente (Somiten) sind gebildet. Die ersten Somiten beginnen allerdings schon, sich wieder aufzulösen: aus dem epithelialen Zellverband der ventralen und medialen Wände eines Somiten löst sich das Sklerotom heraus. Das Sklerotom ist das aus dem Somiten eines Körpersegmentes stammende Mesenchym, aus welchem sich die Elemente des Skelettsystems, also die Knochen und Wirbel, Knorpel und Bänder bilden werden. Es besteht aus intraembryonalem Mesenchymgewebe, die hier gelegenen Zellen können sich zu Chondroblasten, Fibroblasten oder Osteoblasten differenzieren. Die Mesenchymzellen des Sklerotoms wandern auf die Chorda dorsalis zu und bilden dort die Anlage der Wirbelsäule.
Nur noch der craniale und caudale Neuroporus sind offen, ansonsten ist das Neuralrohr jetzt geschlossen. Über dem späteren hinteren seitlichen (dorsolateralen) Rautenhirn (Rhombencephalon) findet sich im Ektoderm eine Epithelverdickung, die Ohrplakode. Erste Zellansammlungen der künftigen Hirnnerven sind vorhanden. Durch starke Mitoseaktivität der neuroepithelialen Zellen an der inneren Seite des caudalen Neuralrohrs verdickt sich dieses sehr schnell und das anfangs große Lumen wird rasch enger und damit letztlich zum Zentralkanal des Rückenmarks. Diese lumennahen Zellen bilden die Matrix, ventrikuläre oder Mantelzone, aus der sowohl die graue als auch die weiße Substanz hervorgeht. Zur künftigen grauen Substanz zählen die nervösen Elemente, also die Vorläufer der Nervenzellen (Neuroblasten), zur weißen die gliösen Elemente, also Vorläufer der Gliazellen = Glioblasten. Gliazellen ernähren und isolieren später die Nervenzellen voneinander, bilden die Abgrenzung des Nervengewebes zu Blutgefäßen und der später gebildeten weichen Hirnhaut. Durch das Auswachsen langer Zytoplasmaausläufer entwickeln sich die Neuroblasten zu reifen Nervenzellen (Neuronen). Die von den Nervenzellen auswachsenden Fortsätze lagern sich den Neuronen außen im Randschleier, der Marginalzone, an. Diese entwickelt sich im Bereich des späteren Rückenmarks (Medulla spinalis) allmählich an der Grenze zum umgebenden Mesenchym hin und ist als Vorstufe der weißen Substanz des späteren Rückenmarks anzusehen.
Die Neuralleiste hat sich von einer plattenartigen Struktur nun in viele einzelne segmental angeordnete Ganglien aufgelöst. Auf jeder Seite der am vorderen (rostralen) Ende des Neuralrohrs ausgebildeten Vorderhirnbläschen sind im Bereich des zuvor gebildeten Sulcus opticus die Augenbläschen als deutliche seitliche (laterale) Vorwölbungen erkennbar. Sie bilden die Anlage der Netzhaut (Retina) und des Sehnerven (Nervus opticus = II. Hirnnerv).
Die beiden medialen Enden der Unterkieferfortsätze des rechten und linken 1. Kiemenbogens verschmelzen in der Mitte unterhalb der ektodermalen Mundbucht (Stomadeum).
Die beiden Endokardschläuche vereinigen sich zu einem gemeinsamen asymetrischen, U-förmigen Rohr und die erste koordinierte Herzmuskelaktivität beginnt. Beim Längenwachstum des Herzschlauches entstehen Ausweitungen und Einfaltungen, so daß das Herz schließlich eine U-Form erhält. Zu den Ausweitungen zählen der Bulbus cordis, eine Verdickung unterhalb des sich formierenden arteriellen Gefäßstammes (Truncus arteriosus) im Bereich der Ausstrombahn, der darunterliegende Ventrikel und der davor befindliche Vorhof (Atrium), in den der Sinus venosus mündet. Die Herzgallerte zwischen Endo- und Myokard wird nun zurückgebildet. Der wachsende Herzschlauch dringt in die sich weitende Perikardhöhle vor und wird bald nur noch an einem mesenchymalen Mesokard hängen.
Unterhalb der Herzanlage verdickt sich das intraembryonale Mesenchym des Septum transversum, welches den Vorläufer des Zwerchfells darstellt und nur hinten (dorsal) seitlich rechts und links eine Verbindung zwischen Perikardhöhle und Pleurahöhle freiläßt, den Ductus pleuropericardiacus. Die von den Eingeweiden abgewandten (parietalen) Wände der Herzaußenhöhle (Perikardhöhle) und der Bauchhöhle (Peritonealhöhle) werden von einem aus dem parietalen Blatt der Seitenplatten (Somatopleura) stammenden Mesothel bedeckt. Die den Eingeweiden zugewandten (visceralen) Wände sind von einem aus der Splanchnopleura hervorgehenden Mesothel überzogen.
Durch die Abfaltung des Embryos in der Transversalebene (zunehmende Krümmung des Keims durch Wachstum des Kopf und Schwanzbereiches) nähern sich die seitlichen Ausläufer der embryonalen Leibeshöhle, des intraembryonalen Coeloms und verschmelzen auf der Vorderseite ganz. Dadurch entstehen im Bauchbereich die ventralen Mesenterien, die nur kurz persistieren. Mesenterien bestehen aus Mesenchymgewebe, welches Gefäße und Nerven für den daran befestigten Eingeweideteil enthält und werden außen von einem einschichtigen Epithel überzogen.
Das primitive Darmrohr hat sich aus dem hinteren (dorsalen) Teil des Entoderms, welches direkt unter der Chorda dorsalis in Richtung Dottersack gelegen ist und dem zunehmend in den Embryo einbezogenen ventralen Entoderm, welches über der Herzanlage, im Dottersack und in der Allantois liegt, gebildet. Am vorderen Ende ist das Rohr durch die Buccopharyngealmembran, am hinteren Ende durch die Kloakenmembran verschlossen. Von außen stülpt sich an diesen Stellen vorne die ektodermale Mundbucht (Stomadeum), hinten die Analgrube (Proktodeum) ein. Die Gefäße, Bindegewebe und Muskulatur des entstehenden Verdauungstraktes stammen vom visceralen Blatt des Seitenplattenmesoderms. Der primitive Darm besteht aus Vorderdarm, Mitteldarm und Enddarm, die von bereits ausgebildeten Ästen der aus den verschmolzenen beiden hinteren Hauptschlagadern entstandenen dorsalen Aorta versorgt werden: Vorderdarm – Arteria (A.) coeliaca, Mitteldarm – A. mesenterica superior und Enddarm – A. mesenterica inferior.
Aus dem Vorderdarm werden sich bald folgende Strukturen bilden: Rachen (Pharynx), untere Luftwege (Tracheal- und Lungenknospe), Speiseröhre (Oesophagus), Magen (Gaster = Ventriculus), Zwölffingerdarm (Duodenum, nur bis zur Mündung des Gallenganges), Leber (Hepar), Bauchspeicheldrüse (Pancreas), extrahepatische Gallenwege (Gallengänge, Gallenblase). Mit Ausnahme des Pharynx, Oesophagus und Atemtraktes werden diese Derivate alle von der A. coeliaca versorgt. In Bereich des Übergangs von Vorder- zum Mitteldarm ist ventral die Leberknospe zu erkennen, die aus dem hintersten (distalsten) Teil des Vorderdarmepithels hervorgeht und in das vor dem Entoderm gelegene Septum transversum einwächst, um schnell zu wachsen (proliferieren). Das Septum transversum, welches aus dem splanchnischen Mesoderm zwischen der Perikardhöhle und dem Dottersack gebildet wurde, bildet das ventrale Mesenterium der Darmanlage bis zur Dottersackausstülpung.
Aus dem Mitteldarm werden hervorgehen: Zwölffingerdarm (Duodenum) ab der Mündung des Gallengangs (Ductus choledochus), Leerdarm (Jejunum), Krummdarm (Ileum), Blinddarm (Caecum), Wurmfortsatz (Appendix), aufsteigender Dickdarm (Colon ascendens) und die rechten zwei Drittel des Querkolons (Colon transversum). Alle diese Darmabschnitte werden von der oberen Mesenterialschlagader (Arteria mesenterica superior) versorgt.
Der Enddarm wird später folgende Strukturen ausbilden: den linken Teil des Querkolons (Colon transversum), den absteigenden Teil des Dickdarms (Colon descendens), den S-förmigen Teil des Dickdarms (Colon sigmoideum), den Enddarm (Rectum) und den oberen Teil des Analkanals (Canalis analis) sowie die unteren (caudalen) Abschnitte des Urogenitalsystems wie z.B. die Harnblase (Vesica urinaria) und die Harnsamenröhre (Urethra).


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* Stadieneinteilung nach Carnegie