Fakten und Zeitangaben zur
menschlichen Entwicklung
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Stadium 11* (2 Kiemenbögen, Schluß des Neuroporus anterior), 24.-25. Tag, Durchmesser des Keims: 2,5 – 3 mm
Tag 24 (1. Monat, 4. Woche), Scheitel-Steiß Länge: ca. 3,6 mm
13 - 17 Ursegmente (Somiten) sind gebildet. Der etwa C-förmige Embryo hat einen Vorderhirnwulst und einen caudalen Wulst, aus dem sich der Schwanz bilden wird. Von der Achsel- bis zur Leistenregion findet sich im Ektoderm eine leistenförmige Epithelverdickung, die Milchleiste, die sich abgesehen vom Brustbereich bald wieder auflöst.
Im Bereich der Ohrplakode (Placoda otica) findet sich eine Einsenkung, womit die Ohrgrube (Fovea otica) entstanden ist, die sich im folgenden vertieft und in das darunterliegende Mesenchym ausdehnt.
In vorderen Teil des Neuralrohrs ist der Neuroporus anterior zwar noch offen, jedoch läßt sich eine rundliche Wölbung erkennen, die dem Vorderhirnbläschen (prosencephales Hirnbläschen) entspricht. Dahinter läßt sich andeutungsweise schon eine zweite Erweiterung des Neuralrohrs, das spätere Zwischenhirnbläschen (diencephales Hirnbläschen) erkennen. Auch im hinteren Bereich ist das Neuralrohr noch nicht geschlossen und läßt eine hintere Öffnung, den Neuroporus posterior erkennen. Das Gehirn ist über den Herzwulst hinaus gewachsen und zeigt im Bereich des seitlichen Vorderhirns (Prosencephalon) eine Grube (Sulcus opticus) mit einer ringsum daneben gelegenen Aussackung nach lateral, dem Augenbläschen (Vesicula optica). Direkt dahinter ist medial eine Verdickung als Anlage des Diencephalons zu erkennen.
Aus dem Dach der primitiven ektodermalen Mundbucht (Stomadeum) stülpt sich ein Ektodermdivertikel aus, die Rathkesche Tasche, die im folgenden dorsal auf das untere (basale) Zwischenhirnbläschen (diencephales Hirnbläschen) vorwächst, wo die Neurohypophysenknospe die Anlage des späteren Hypophysenstiels (Infundibulum) anzeigt.
Auftreten des 2. Kiemenbogenpaares = Hyoidbögen zwischen diesem und dem ersten beiden Kiemenbogenpaar (Mandibularbögen) liegt beiderseits die erste Kiemenfurche. Die beiden Kiemenbögen versteifen die laterale Wand des aus dem Vorderdarm (Kopfdarm) nun gebildeten primitiven Rachens (Pharynx). Die zweischichtige Buccopharyngealmembran (Membrana buccopharyngea), die außen aus Ekto- und innen aus Entoderm besteht, reißt ein, wodurch Amnionflüssigkeit in den embryonalen Magen-Darm Kanal gelangt. Die anfänglich kurze Speiseröhre (Oesophagus) verlängert sich schnell, dies hat seine Ursache in der zunehmenden Streckung des Embryos, wodurch sich auch der Pharynx weitet.
Auftreten des entodermalen Lungendivertikels, das von der ventralen Wand des Vorderdarms caudal vom Hypobranchialhöcker abgeht. Es steht anfänglich in ganzer Länge mit dem Vorderdarm in Verbindung. Eine Verdickung am Bodens des entodermalen Schlunddarms zeigt die Entstehung der Schilddrüse (Glandula thyroidea) an. Ihre Epithelknospe liegt direkt unterhalb des späteren Tuberculum impar und vor der später gebildeten Copula (Verbindungsstück der ventralen Abschnitte des 2. Kiemenbogens), der Anlageort entspricht dem späteren Foramen caecum.
Die Form des Herzens hat sich aufgrund des ungleichmäßigen Wachstums, da der Bulbus cordis und die noch ungeteilte Herzkammer, der Ventrikel, schneller wachsen als die restlichen Teile, zu einem zusammen gequetschten U entwickelt, man spricht von der Bulboventrikularschleife. Dabei werden Vorhof und Sinus nach oben verlagert und liegen hinter dem Ventrikel, Bulbus und Truncus arteriosus. Die Einstrompforte ist der zu einem rechten und linken Sinushorn erweiterte Sinus venosus, er leitet Blut durch die inzwischen entstandenen Sinuatrialklappen in den primitiven Vorhof (Atrium commune), welcher über den Ventrikel zum Bulbus cordis und Truncus arteriosus, der Ausstrompforte weitergeleitet wird. Zwischen Atrium und Ventrikel ist schon der Atrioventrikularkanal, eine leichte Verengung durch das Wachstum des ventralen und des dorsalen Endokardkissens entstanden. Der arterielle Pol des gekrümmten Herzschlauchs wird durch die nahen 1. und 2. Kiemenbogenarterien, der venöse durch die Fixierung des Sinus venosus im Septum transversum befestigt, denn das dorsale Mesokard hat sich weitgehend zurückgebildet. Dabei ist der mittlere Teil des Mesos zuerst zurückgebildet worden, die so entstandene Verbindung zwischen linker und rechter Perikardhöhle wird später zum Sinus transversus pericardii. Cranial und caudal bleibt das Mesokard noch eine Zeit lang erhalten. Der inzwischen ausgebildete direkt am Herzen beginnende Hauptarterienstamm (Truncus arteriosus) bringt Blut in Richtung der Kiemenbögen.
Die Leberknospe teilt sich in eine größere vordere (ventrale) und eine kleinere hintere (caudale) Leberanlage. Die ventrale enthält anastomosierende Stränge von Leberparenchymzellen, aber auch Gallengangsepithelien. Letztere liegen dort, wo sich der Stiel der Knospe verzweigt, welcher letztlich zum Lebergallengang (Ductus hepaticus communis) wird. Durch das Vordringen der Leberparenchymzellen in das Septum transversum werden Nabel- (Umbilikal-) und Dottersackvenen eröffnet und die Lebersinusoide ausgebildet. Die Lebervenen entstehen aus Resten der in der Leberanlage aufgehenden rechten Dottersackvene. Die Pfortader (Vena portae) bildet sich aus dem anastomisierenden Gefäßnetz beider in der Wand des Zwölffingerdarms (Duodenum) gelegenen Dottersackvenen. Das Bindegewebe, die blutbildenden Zellen und die Kupffer-Zellen der vorwachsenden Leber stammen aus dem Septum transversum.
Der caudale Teil der Leberanlage bildet die Gallenblase (Vesica fellea = Vesica biliaris = Cholescyste), ihr Stiel wird zum Gallenblasenausführungsgang, dem Ductus cysticus, welcher sich mit dem Stiel der größeren caudalen Leberanlage, dem Lebergallengang (Ductus hepaticus communis) vereinigt zum Ductus choledochus, der die Verbindung in Richtung Darmlumen darstellt. Anfangs sind die Anlagen aller Gallengänge solide Epithelzellstränge, die später ein Lumen entwickeln. Anfangs mündet der Ductus choledochus an der Vorderseite (Ventralseite) des Zwölffingerdarms (Duodenum), durch dessen Vergrößerung und Rotation wird die Mündungsstelle (Papilla duodeni major) jedoch auf die Rückseite (Dorsalseite) verlagert.
Die Kloake am hinteren Ende des embryonalen Darmrohrs wird durch das beginnende Vorwachsen des Septum urorectale geteilt, welches in der 7. Woche die Kloakenmembran erreicht. Diese mesenchymale Trennwand schiebt sich zwischen die Allantois und den Ductus omphaloentericus. Der Ductus omphaloentericus ist die Ausstülpung des entodermalen Darmrohrs in den Dottersack und wird zunehmend enger. Während des Zuwachsens auf die Kloakenmembran verlängert sich das Septum urorectale. Ferner bilden sich unten in der Kloake 2 Längsfalten, die diese seitlich einengen und zwischen die dadurch abgegliederten Strukturen, den Sinus urogenitalis und den Enddarm (Rectum) vorwachsen.

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* Stadieneinteilung nach Carnegie